Was will dieser Blog? – Thought in Progress
Die kurze Version:
Ich denke gerne über die Frage nach, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt in unserem Land und prinzipiell auch weltweit gestärkt werden kann. Darauf gibt es keine kurzen und schnellen Antworten. Dieser Blog ist der Versuch, Ideen und Zwischenantworten, die ich für mich finde, transparent zu machen und zur Debatte zu stellen. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns vermehrt damit befassen müssen, wie wir in Zukunft eigentlich als Gesellschaft miteinander zusammenleben wollen. Eine positive Beschreibung dieser Vision kann unserem heutigen Handeln Orientierung geben und uns dabei helfen, die richtigen Weichen zu stellen. Dies sollte uns auch helfen, viele verschiedene Herausforderungen unserer Zeit, wie Migration, Einsamkeit und Ungleichheit ganzheitlich zu verstehen und bessere Lösungen dafür zu entwickeln. Mein naiver Wunsch: Eine inklusive, solidarische und progressive Gesellschaft – also eine Gesellschaft ohne Diskriminierung, wo die Einzelnen ihr Handeln am Gemeinwohl orientieren und für deren Umsetzung neue Konzepte herangezogen werden.
Die lange Version:
Während meiner Schulzeit beobachtete ich die Gruppendynamik im Klassenkontext und mich treibt seither die Frage um, wie menschliche Gruppenbildung aber auch Abgrenzung und Ausgrenzung funktionieren. Dies trug sicher auch zu meiner Motivation bei, später Politik, Soziologie und Geschichte zu studieren. Ich wollte verstehen, wie menschliches Zusammenleben und Gesellschaften an sich funktionieren; dazu gehören aber auch die Abgründe, die Fragen nach dem Entstehen von Diskriminierung, Bürgerkriegen oder Menschenrechtsverbrechen.
Seit meinem Abschluss arbeite ich in der Entwicklungszusammenarbeit. Dabei leitet mich die Vorstellung, dass wir am Ende eine Weltgesellschaft sind, die nicht nur im Kleinen sondern auch im Großen solidarisch zusammenhalten sollte. In Sri Lanka habe ich knapp zweieinhalb Jahre in einem Projekt gearbeitet, das versucht hat den sozialen Zusammenhalt in der sri lankischen Nachkriegsgesellschaft zu stärken. Diese Erfahrung hat in mir die Zuversicht bestärkt, dass durch gesellschaftliches Engagement und das Organisieren von gemeinschaftlichen Initiativen der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden kann, insbesondere indem man Menschen miteinander in Kontakt bringt, die sich im Alltag eher nicht begegnen würden, sodass diese ein besseres gegenseitiges Verständnis füreinander entwickeln können.
Während meiner Zeit in Sri Lanka ereignete sich auch die sogenannte Flüchtlingskrise, als Deutschland im Herbst 2015 innerhalb kürzester Zeit ca. eine Million Asylsuchende aufnahm. Ich erinnere mich, wie ich in dieser Zeit sehr intensiv die deutschen Medien verfolgte. Diese initiale Hilfsbereitschaft der deutschen Regierung und der Bevölkerung rang mir großen Respekt ab. Gleichzeitig war schon früh abzusehen, dass dies nicht ohne Umbrüche in der deutschen Gesellschaft von statten gehen würde. Ich habe diesen Prozess aber nie nur als Herausforderung gesehen, bei der es darauf ankommt die Veränderungen möglichst klein zu halten. Ich begreife es für die deutsche Gesellschaft auch als Chance, dies als Anlass zu nehmen sich neu darüber auseinanderzusetzen, welche Art von Zusammenleben wir uns eigentlich wünschen. Schließlich gibt es neben der Migrationsdebatte auch noch viele weitere Themen, die die Frage nach unserem Zusammenleben berühren; dazu gehören etwa zunehmende Vereinsamung vieler Mitbüerger*innen, insbesondere im Alter, aber auch in verschiedenen benachteiligten Regionen; dazu gehört die Frage der Generationengerechtigkeit, die die Jugend derzeit im Rahmen der Fridays for Future- Demonstrationen in einer alternden Gesellschaft eindrucksvoll adressiert. Dazu gehört aber auch, dass verschiedene gesellschaftliche Schichten nur noch sehr wenige Berührungspunkte haben und man sich zunehmend in den Echokammern der sozialen Netzwerke einrichtet. All diese Themen und weitere mehr sollten meiner Meinung von Politik und Gesellschaft ganzheitlich und im Zusammenhang adressiert werden. Und jeder Lösungsversuch sollte eine Teilantwort auf die Frage sein, wie wir beabsichtigen miteinander zusammenzuleben.
Im Grunde soll dieser Blog einen kleinen Beitrag zu dieser Auseinandersetzung leisten. Dazu gehört, dass ich an dieser Stelle meine derzeitigen Überlegungen zum Thema zur Debatte stelle und explizit in den Austausch treten möchte. Meine Gedanken sind nicht abschließend. Hier handelt es sich um Thought in Progress, wobei im weiteren Verlauf neue Updates eingespielt werden. Mir geht es auch darum, mich mit positiven Zielvorstellungen und Visionen für die Zukunft auseinanderzusetzen und eigene zu formulieren. So schwebt mir kurz gesagt eine inklusive, solidarische und progressive Gesellschaft vor (auf die Details gehe ich in den unterschiedlichen Blogbeiträgen ein). In seiner optimistischen Grundhaltung versteht sich der Blog auch als Widerstand zu all dem Hass und Ausgrenzendem, von dem es dieser Tage zuviel im Internet und im Real-Life gibt. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass im aktuellen Zeitgeist eine tiefe Sehnsucht nach einem stärkeren gesellschaftlichen Zusammenrücken existiert. Dabei ist aber darauf zu achten, dass dies nicht auf Grundlage von Ausgrenzung, sondern prinzipiellem Einbezug und Partizipation Aller geschieht. Wir sind alle Teil einer Menschheitsfamilie und sollten auch irgendwann einmal lernen uns so zu verhalten. We are One.
Nächstes Update folgt.